Im Rahmen unserer Ski Safari sind wir 10 Tage lang mit einem Wohnmobil dem Schnee hinterher gefahren. Das bringt die Flexibilität und Mobilität an den guten Tagen an den richtigen Orten zu sein. Klingt doch wunderbar. Die Organisation ist natürlich nicht ganz unerheblich und Fragen wie Wo bekommen wir überhaupt ein Wohnmobil her, was muss man beachten und darf man damit eigentlich überall „einfach so“ parken? schiessen uns in den Kopf. Und wie organisieren wir uns generell, dass wir auch wirklich an guten Tagen am richtigen Ort sind? Fragen über Fragen, die es zu klären gilt.
Wintertaugliches Wohnmobil von Dethleffs
Unser Partner für diesen Trip ist Dethleffs, der Hersteller von Reisemobilen und Caravans. Natürlich benötigen wir für die 10 Tage einen Winterspezialisten, damit wir in den Bergen gut gewappnet sind. Das Wintertaugliche Dethleffs Esprit (T7150-EB) Wohnmobil eignet sich gut dafür und bietet alles, was man sich nur wünschen kann: Von einer kleinen Küche über das komfortable Bettsystem bis hin zur schönen Einrichtung.

Auch wenn dieses Modell zwar ohne Doppelboden ausgestattet ist, was im Winter natürlich mehr Komfort bietet, wurden wir positiv überrascht und trotz eisiger Kälte sorgte es für eine angenehme Wärme. In Isny holen wir das gute Stück ab und sind anfangs etwas über die Länge erschrocken. Wie sollen wir denn damit kurvige Strasse, geschweige denn Pässe hochkommen?
Die „Einfahrt“ zurück nach Zürich ist aber sehr angenehm und wir sind guter Dinge. Beim Beladen sind wir froh über den wunderbaren Stauraum und die Heckgarage, welche sich ideal für das ganze Skiequipment eignet und sogar beheizt ist. Bevor es losgeht wird erst mal die Heizung angemacht, damit wir es in der Nacht schön warm haben und auf dem Weg wird noch der Wassertank an einer Tankstelle aufgefüllt. Punkt eins abgehakt auf der Liste.
Vollgepackt geht es los auf die Autobahn. Der Schnee soll im Süden kommen und so entscheiden wir uns für das Ziel Monte Rosa. Die erste Nacht verbringen wir auf einem Rastplatz in Italien. Praktisch, dass man „überall“ stehen bleiben kann, wenn einen die Müdigkeit überfällt. Früh morgens werden wir zwar vom Lärm auf dem Rastplatz begrüßt, aber dafür gibt es einen italienischen Cappuccino zum Wachwerden. Weiter geht es.

Freeriden am Monte Rosa
Wir entscheiden uns für Gressoney, da es dort einen Campingplatz gibt und der Ort gut erreichbar ist. Die Fahrt dorthin verläuft problemlos trotz engerer Straßen und Kurven. Oben angekommen steuern wir direkt auf den Campingplatz zu, den uns das Tourismusamt empfohlen hat. Perfekte Lage direkt neben dem Lift mit Stromanschluss und Wasser. Bergblick inklusive. Da bleiben wir stehen und machen uns ready für das Skifahren. Der besagte Neuschnee beglückt uns am ersten Tag zwar noch nicht, aber dafür ein sagenhafter Sonnenschein mit tollem Panorama. Vom bekannten Punta Indren aus gibt es eine Vielzahl lohnenswerter Varianten. Auch Heli-Skiing wird am Monte Rosa angeboten. Empfehlenswert ist Val d´Ótro – Alagna,
Piani di Verra – Saint Jaques, Passo Salati – Alpe Weng – Punta Indren und Passo Salati Col Olen – Gabietse – Netscho – Tower 21. Das Skigebiet an sich ist gut einsehbar, nicht zu steil, aber dennoch verspielt und spannend. Für Camper empfiehlt es sich bereits im Vorfeld einzukaufen da es in Gressoney keine wirkliche Einkaufsmöglichkeit gibt sondern nur im 15 Minuten entfernten Dorf. Wirklich gut finden wir aber, dass sich hierhin wenig Tagesausflügler verirren und das Gebiet folglich vermutlich nie überlaufen ist.
Mehr Informationen gibt es auch unter http://www.monterosa-ski.com
Bewertung Monte Rosa Freeski
Infrastruktur 3.0
Off-Piste Möglichkeiten 4.5
Preis-Leistungs-Verhältnis 4.5 (Skipass 23 EUR)
Wintercamping Möglichkeit 4.5



Nächster Halt: Sestriere im Piemonte
Was wir unterschätzt hatten ist die „Internetproblematik“. Italien hat doch sicher an jeder Ecke Internetzugang. Pustekuchen! So erschwert sich die Organisation natürlich, denn ohne wepowder und Co kommen wir nicht weit. Auch den 3G Router, den wir schlauerweise dabei hatte, konnten wir leider nicht nutzen, da Prepaid-Karten in Italien nur in offiziellen Handy-Shops verkauft werden. Und finde die mal in abgeschiedenen Bergdörfern. Nach diversen Mc Donalds Besuchen sind wir aber schlauer und entscheiden uns für Sestriere in Piemonte, Südfrankreich. Angekommen stellen wir uns auf einen Parkplatz direkt im Skigebiet wild campen. Das funktioniert dort wunderbar und morgens aufzuwachen, direkt neben dem Skilift inklusive Sonnenaufgang mitten in der Bergwelt – ist unbezahlbar! Ein Blick zum Lift und erst mal die Lage checken. Natürlich sind wir die ersten am Lift. Treeskiing mit sehr guten Waldabfahrten durch die Bäume wartet an einem blue bird Tag auf uns. Sestriere gehört zum Skigebiet Via Lattea, dem sogenannten Milky Way. Es gehört sicher nicht zu den besten Freeride Gebieten mit den meisten Möglichkeiten, aber wenn Schnee kommt bieten sich eine Vielzahl an Optionen an, besonders auch bei schlechter Sicht im Wald.
Mehr Informationen gibt es auch unter http://www.sestriere-online.com
Bewertung Sestriere Freeski
Infrastruktur 4.0
Off-Piste Möglichkeiten 3.5
Preis-Leistungs-Verhältnis 4.0 (Skipass 38 EUR)
Wintercamping Möglichkeit 4.5 (wild camping)

Freeriden in Montgenèvre
Wir bleiben in der Nähe und fahren weiter nach Montgenèvre. Auf dem Weg müssen wir uns noch mit dem Thema „Gas“ beschäftigen, da sich eine Gasflasche dem Ende zuneigt und diese natürlich ersetzt werden muss. An einem Sonntag ist das in Italien nicht so leicht, zumal die andere Ventile und Systeme haben als unser deutsches Wohnmobil. Aber dank Tipp des Tourismusbüros in Cesana Torino und Adapter lösen wir auch das Problem. In Montgenèvre gibt es den grossen Campingplatz Aire de Camping-car du Collet, der 10 Minuten vom Lift entfernt liegt. Hier zieht man einfach ein „Parkticket“ und löst dieses dann nach der Campingdauer am Automaten. Praktisch, aber dafür ist dieser Campingplatz natürlich auch nur auf das Wesentliche beschränkt. Zumindest Wasser können wir auffüllen und die Toilette leeren (ja, das muss man auch machen). Die Infrastruktur in Montgenèvre ist gut und es ist alles sehr zentral gelegen. Hier werden wir endlich mal 2 gute Tage mit Powder beglückt, wenn auch bei schlechter Sicht! Dieses Gebiet gehört ebenfalls zu Via Lattea, jedoch ist die vorteilhafte Lage (es liegt an der Grenze zu Italien und Frankreich) hervorzuheben, da Montgenèvre Schnee vom Osten und Westen abbekommt. Es gibt eine Menge von Off Piste Möglichkeiten, die direkt vom Lift aus zugänglich sind!
Mehr Informationen gibt es auch unter http://www.montgenevre.com
Bewertung Montgenèvre
Infrastruktur 4.5
Off-Piste Möglichkeiten 4.5
Preis-Leistungs-Verhältnis 4.0 (Skipass 37 EUR)
Wintercamping Möglichkeit 4.5



Freeriden in La Grave la Meije
Darauf habe ich schon die ganze Zeit gewartet: Freeride in La Grave stand ganz oben auf unserer Liste. Auf dem Weg halten wir noch im netten Ort Briacon, kaufen Lebensmittel und Gas ein und übernachten an einem Campingplatz in der Nähe. Frühmorgens geht es dann direkt los nach La Grave, wo unser Guide Thomas um 9 Uhr beim Bureau des Guides de La Grave auf uns wartet. Was man hier auf jeden Fall dabei haben sollte: LVS Ausrüstung (ist klar), Klettergurt, Seil zum Abseilen, Abseilgerät, ggf. Steigeisen und Pickel usw. (sollte der Guide in dem Falle dabei haben). Die antike Bahn bringt uns auf 3.200m in ein traumhaftes Bergparadies, das sich sehen lassen kann. Bei perfektem Wetter und guten Schneebedingungen (wenn auch keinem Tiefschnee) fahren wir uns auf der „classic“ Variante warm. Offizielle Pisten oder Routen gibt es in diesem Gebiet nicht, ausser eine neben dem Tellerlift vom Dôme de la Lauze (3.550m) aus, die auch teilweise präpariert ist. Spätestens dann muss man sich aber entscheiden ob es weiter in das ungesicherte Gebiet von La Grave la Meije oder Richtung Skigebiet Les 2 Alpes gehen soll.
Es ist auch so, dass es hier keine Schilder und Absperrungen vor Schluchten, Abrisskanten oder zu Gletscherspalten gibt. Nur die Schilder „Ab hier fahren Sie auf eigene Gefahr“. Immerhin. Deswegen ist es in diesem von wenigen Gebieten wirklich zu empfehlen einen Guide zu buchen. Selbst als erfahrener Freerider kann sich diese Art des Geländes als tückisch erweisen. Ansonsten handelt es sich hierbei um die Creme de la Creme des Freeridens. Von Gletscherhängen bis zu Rinnen mit über 40 Grad Neigung inklusive Abseilen ist alles zu haben. Es ist quasi alles erlaubt was gefällt. Ohne Regeln und Vorschriften, die offiziell gelten. Die meisten Routen sind nur durch Abseilen erreichbar und man findet diese z.B. unterhalb vom Gletscher Girose. Die bekanntesten sind da La Voûte, Orcières, Chirouze sowie Maison Neuve, Murtouze, le Canyon, Château Borrel, Caracol, Côte Borrel und so weiter. Wir bestätigen jedenfalls die Aussage, dass La Grave jeder Freerider einmal gesehen haben muss.
Mehr Informationen gibt es auch unter http://www.la-grave.com
Bewertung La Grave Freeski
Infrastruktur 3.5
Off-Piste Möglichkeiten 5.0
Preis-Leistungs-Verhältnis 4.0 (46.50 EUR plus Guide)
Wintercamping Möglichkeit 4.5 (wild camping)



Finale in Val d`Isere
Nach diesem Highlight geht es für uns weiter nach Val d`Isere. Hier verbringen wir zwei Tage. Leider aber mit wirklich schlechten Schneebedingungen. Val d`Isere ist sonst ein Weltklasse Freeridegebiet mit vielen Möglichkeiten. Wenn es hier verspurt ist sollte man St. Foy und La Rosiere in Erwägung ziehen. Einziger Wertmustropfen: Für Camper gilt hier leider generell Parkverbot und so ist das eigentlich eher ein No Go wenn man mit dem Wohnmobil unterwegs ist. Außer man parkt in einem der nächsten Orte Richtung Tal, am ehesten dann aber noch Bourg-Saint-Maurice, was aber gut 40 Minuten entfernt ist.
Mehr Informationen gibt es auch unter http://www.valdisere.com
Bewertung Val d`Isere Freeski
Infrastruktur 4.0
Off-Piste Möglichkeiten 4.5
Preis-Leistungs-Verhältnis 4.0 (Skipass 52 EUR)
Wintercamping Möglichkeit 0 (nicht vorhanden)
Eigentlich hatten wir unser Finale in Chamonix geplant, aber der Neuschnee wollte sich nicht zeigen lassen. Also entscheiden wir uns auf eine verfrühte Heimfahrt. Der Winter ist dieses Jahr nicht auf unserer Seite…




Fazit Outdoormind Ski Safari
Wir können einen Ski Safari Trip jedem Empfehlen, der ein Abenteuer erleben und in den Skiferien flexibel sein möchte. Wichtig ist aber hierbei eine gute Planung vor und während der Reise und wahrhaft Flexibilität mitzubringen. Bei dem Wohnmobil sollte man zumindest auf ein Wintertaugliches setzen (noch besser: Winterfest). Ebenfalls sollte man sich vorher mit dem Wohnmobil auseinandersetzen (Heizung, Gasflaschen, Wassertank, etc.). Man lernt beispielsweise, dass man immer waagerecht stehen sollte beim Campen, da das Wasser sonst ggf. nicht richtig abfließen kann, dass man Gasflaschen nicht „an jeder Ecke“ bekommt und diese auch noch pro Land unterschiedlich sind, wie man überhaupt Gasflaschen tauscht, dass Gasgeruch nicht gleich bedeutet, dass man in die Luft fliegt usw. Spannend auf jeden Fall. Das Gefühl zu haben, dass man immer alles dabei hat, nahezu überall stehen bleiben kann, um zu kochen oder zu campen, ist schon angenehm und sehr entspannend.
Wir sagen Daumen hoch und überlegen jetzt schon, ob es das nächste Mal vielleicht im Sommer mit den Bikes auf einen Roadrip geht.
Wenn ihr Fragen zum Thema Wintercamping habt könnt ihr euch gerne an uns wenden. Wir sind jetzt Profis! :)