Mindestens einmal muss ein Freeriderherz zum Freeriden in La Grave la Meije gewesen sein. Steile nordseitige Abfahrten mit gewaltigen Höhenunterschieden machen La Grave zu einem der besten Freeride Spots überhaupt. Und so stand dies auch während unserer Ski Safari ganz oben auf der Liste.
Freeriden in La Grave la Meije – dem Mekka
In La Grave sind die beeindruckendsten und anspruchsvollsten Abfahrten mit dem Lift zu erreichen. Das Besondere an diesem „Skigebiet“: es gibt keine offiziellen Routen oder Pisten. Lediglich ein kurzes Stück zwischen dem Dôme de la Lauze (3.550m) und dem Col de Ruillans (3.200m) ist etwas präpariert. Spätestens danach geht es in das ungesicherte Gebiet von La Grave la Meije oder Les 2 Alpes. Ebenfalls werden auch keine Schilder oder Absperrungen vor Schluchten oder Abrisskanten aufgestellt. Es ist also höchste Vorsicht geboten und ohne Guide sollte man hier eigentlich sowieso nicht unterwegs sein. Abenteuer pur, denn es gibt einiges zu entdecken in diesem Gebiet, das so alles an spannenden Off-piste Möglichkeiten zu bieten hat: Von langen Abfahrten mit bis zu 2.200 m, Steilhängen über 40 Grad, Gletschervorsprünge, Eisrinnen und Gletscherspalten. Genau das macht das Gebiet natürlich extrem spannend, aber auf der anderen Seite lauern auch überall Gefahren. So ist es dringend zu empfehlen, hier nicht auf eigene Faust und auch noch unwissend unterwegs zu sein, sondern sich einen Guide zu nehmen. Generell ist das Gebiet auch nicht für Angsthase und Anfänger geeignet, da die Steilheit und das herausfordernde Terrain sehr anspruchsvoll ist.

Bureau des Guides La Grave
Wir haben uns deswegen an Thomas, einem Guide vom Bureau des Guides La Grave, gewendet. Er kennt sich hervorragend aus in La Grave und kann uns sicher durch das Gelände führen, da er sich damit tagtäglich auseinandersetzt. Wir treffen uns mogens beim Bureau des Guides mit ihm. Dabei haben wir unsere LVS Ausrüstung und einen Klettergurt.
Thomas hat zusätzlich ein Seil zum Abseilen, Abseilgerät, Steigeisen und Pickel mit dabei.
Die traditionelle Seilbahn mit Retrocharakter bringt uns in 2 Sektionen auf 3.200m. Mit einem Pistenbully kann man dann den Schlepplift erreichen, der auf den Dome de la Lauze (3.550m) führt. Zum Einfahren geht es für uns aber erst einmal die classic Variante The Glacier of the Girose hinunter. Die erste Abfahrt macht uns von Anfang an klar, dass wir es mit La Grave zu tun haben. Das Niveau hat ein gewisses Level, das allgegenwärtige gewaltige Bergpanorama ist unbeschreiblich und durch die wenigen Menschen am Berg gibt das dem Ganzen noch den letzten Schliff.



Safe Spot im Couloir in La Grave (c) Bureau des Guides La Grave
An diesem Tag gibt es leider kaum Tiefschnee, aber wir können gut erahnen, wie grandios es dann erst sein muss. Aber natürlich auch genauso tückisch. Unser Guide Thomas führt uns aber sicher durch das Gelände, das unten raus extrem ruppig, steinig und verspurt wird und einer üblen Buckelpiste gleicht. Wir sind froh nicht unsere besten Ski dabei zu haben.
Dennoch sind wir begeistert von dem Berg und dem wilden Gelände. Jetzt wollen wir aber „was Richtiges“ fahren und fragen Thomas, was man denn gesehen haben muss. Die Liste ist lang und alles würde für einen Tag niemals reichen, geschweige denn, dass wir in der Lage wären alles fahren zu können. La Grave ist nicht umsonst Weltklasse.
Ein zweites Mal geht es mit der Bahn hoch, mit der man locker 45 Minuten unterwegs sein kann. Wir wundern uns und fragen, wieso diese Bahn noch so veraltet ist. Thomas erklärt uns, dass das ein Markenzeichen von La Grave ist und auch einen positiven Effekt auf die Sicherheit und die Masse am Berg hat. Die Skifahrer werden so im „gesunden Rahmen“ nach oben befördert und nicht in hunderten. Je mehr man drüber nachdenkt, umso schlüssiger ist es und das sollte auch so bleiben. Oben angekommen werden wir nun mit dem Pistenbully knapp 150 m zum Schlepplift gebracht. Was für ein Service! Über den Gletscher geht es dieses Mal zum Einstieg vom bekannten Couloir La Voûte. Von da aus gibt es dann kein Zurück mehr. Da steht diesmal zumindest ein Schild mit (übersetzt, sinngemäss):
- Vorsicht
- sehr schwierig
- Gefahr von herabfallenden Seracs
- Gletscherspalten
- hohes Rutschrisiko auf komprimiertem Schnee

Wir treffen Skifahrer, die einfach den Spuren gefolgt sind, aber kein Seil dabei haben und vermutlich auch nicht wirklich in der Lage gewesen wären sich eigenständig abzuseilen. Sie müssen den ganzen Weg wieder zurück laufen…Mal wieder ein gutes Beispiel dafür, niemals irgendwelchen Spuren zu folgen.





Für uns geht es weiter zum oberen Teil des Couloirs, welcher noch recht breit ist. Auf circa 2.425m befindet sich dann die Abseilstelle zum eigentlichen Couloir La Voûte. 30-40 Metern (je nach Schneelage) geht es bergab. Bei 6 Personen dauert das Abseilen ein Weilchen, aber dank Sonne im Nacken ist es nicht allzu schlimm. Unten angekommen werden die Ski dann im 45-50 Grad steilen Gelände angeschnallt. Die Abfahrt macht Spaß, dennoch ist höchste Konzentration bei bis zu 50 Grad Neigung und 5-7 Meter Breite gefragt. Zwischen 1.600m und 1.500m geht es dann rechts aus dem Couloir durch den Wald Richtung Tal wo wir dann an der Verbindungsstrasse nach La Grave rauskommen. Das ist eine nette Abfahrt, zwar nicht mit dem besten Schnee aber dafür Abenteuer pur! Um wieder zurück nach La Grave zu kommen versucht es der Guide mit Trampen. Ungewöhnlich, aber da es dort keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, wohl die einzig sinnvolle Alternative.

Last but not least geht es ein letztes Mal hinauf, um eine etwas einfacherer Variante zum Abschluss zu fahren. Durch die sogenannte forbidden zone (der Name kommt daher, da hier immer mal wieder Seracs runterdonnern und Staublawinen auslösen) geht es über den Glacier of the Râteau inklusive Besichtigung eines ice caves hinab ins Tal.

Die Zeit vergeht hier wie im Fluge! 3 Abfahrten sind ja eigentlich nichts, aber die Länge und Intensität macht es. Müde aber happy lassen wir den Tag ausklingen.
Wir können auf jeden Fall bestätigen, dass jeder Freerider einmal in La Grave gewesen sein muss und kommen sicher bald wieder.
Mehr Informationen gibt es auch unter http://www.guidelagrave.com und http://www.la-grave.com