Die ehemalige Mountainbike-Rennfahrerin und Fahrtechniktrainerin Karen Eller im Interview bei Outdoormind. Sie ist nicht nur Mutter von zwei Kindern und hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht, sondern ist auch für den Bikespaß bei Frauen zuständig und gibt wertvolle Tipps.
Viele bringen deinen Namen mit dem Contessa Bike Team von Scott, den Rasenmähern, der Durchführung und Organisation von Ladies Bike Camps, einer Sportmodelkarriere und Freeskiing in Verbindung. Du bist wahnsinnig vielfältig und hast es geschafft, dein Hobby zum Beruf zu machen. Was hat dich dazu getrieben und wie konntest du deinen Weg so zielstrebig verfolgen?
Ich hatte mein Studium in der Tasche und hab meinen Eltern versprochen, noch ein Jahr Mountainbiken und dann würde ich „seriös“! Doch dann kam das Casting für den Nutella Spot „Frühstück“- das war dann die Zündung. 1.000 DM hab ich bekommen und das reichte erst mal für einen Trip zu DEM Bikefestival an den Gardasee. Dort hab ich einen alten Bekannten aus meiner Skirennkarriere als Schülerin wiedergetroffen; mittlerweile war er DER Bikefotograf Heinz Endler und ich DER Typ, der gerade gefragt war als Outdoormodel. Blonde lange Zöpfe, Sommersprossen, athletisch gebaut, groß und Actiongeladen. Mit den darauffolgenden Aufträgen konnte ich mir die nächsten drei Jahre meine Karriere als Mountainbikerennfahrerein leisten. Immer wieder kam mein Vater dazwischen und erinnerte mich an mein Versprechen, seriös zu werden. Doch ich war gut, wurde auf Wettkämpfen erfolgreich und bekam meinen ersten Sponsor! Cannondale!
Zwischendrin hab ich mich dann mal bei einem normalen Job als Art Buyerin bei einer renommierten Münchner Werbeagentur versucht, doch die große Liebe überzeugte mich dann, mit ihm als Mountainbikeprofis und Sportmodels gemeinsam durch die Welt zu tingeln. Als Holger dann zu Scott wechselte, durfte ich mit. Seit 2001 fahre ich nun für Scott- erst noch als Rennfahrerin, später als Botschafterin der Marke Scott Women. Meine Partner und Sponsoren glaubten an mich und blieben mir treu; selbst als ich das erste Mal schwanger wurde und sogar als das zweite Kind kam. Diese ganzen Jahre nutzte ich aber auch, um meine Leidenschaft zum Biken auch an andere Frauen weiterzugeben. Mit Workshops, Seminare und der Gründung des SCOTT Contessa Women Teams. Mein Vater resignierte mittlerweile … Das ich aber mittlerweile als Mama von 2 Kindern und doch schon weit über meine sehr aktive Laufbahn hinaus noch immer meinen Beruf „mit Leidenschaft “ ausüben, hätte ich mir damals nicht im Geringsten träumen lassen.
Holger Meyer, dein Lebensgefährte und du organisieren gemeinsam über das Jahr verteilt diverse Fahr- und Techniktrainings und Camps unter dem Namen „Die Rasenmäher“. Wie teilt ihr euch auf, wer ist für was zuständig?
Früher waren wir gemeinsam unterwegs- mittlerweile hab ich mich komplett den Womencamps gewidmet und er den Freeride & Trailcamps. Grund war sicherlich auch unsere Familie- die uns ja auch braucht; im Sommer führen wir jeweils eine Beziehung „auf Distanz“, wenn ich zu Hause Büro und Familie am Laufen halte, beglückt Holger unsere Kunden und umgekehrt. Und das ist auch gar nicht so schlecht, denn so kommt selbst nach 15 Jahren Beziehung keine Langeweile auf! Den Winter verbringen wir gemeinsam.
Ihr arbeitet nicht nur zusammen, sondern habt auch zwei süße Kinder. Man könnte meinen, das ist ein Traumleben und der Traumjob, oder klingt das nur so?
Wir haben Probleme wie alle anderen auch. aber Distanz im Sommer hält die Liebe frisch und die Kids genießen es umso mehr, wenn wir mal alle zusammen sind. Ich habe noch keinen besseren Mann & Vater als Holger getroffen!
Ladies Bike Camps sind auf dem Vormarsch und mehr und mehr Anbieter tummeln sich auf dem Markt. Ihr gehört zu den Ersten, auch ein Lady Bike Camp in Kombination mit Yogaeinheiten ins Leben gerufen zu haben. Wie siehst du die Tendenz? Wo geht der Trend weiter hin?
Ladiescamps gibt`s mittlerweile wie Sand am Meer. aber glücklicherweise verschwinden auch schon wieder einige Anbieter. Angebot und Nachfrage reinigen sich immer von selbst! Wir bürgen für Qualität und Professionalität und vor allem auch durch unsere eigene Überzeugung.

Generell wird Mountainbiken und Freeskiing immer mehr zum Trendsport. Die Bikeparks werden mehr genutzt, die Tiefschneehänge sind voller und die Materialschlacht nimmt zu. Wie siehst du das? Mit einem lachenden und/oder einem weinenden Auge? Wo liegen hier die Chancen und wo die Risiken?
Chancen gibt es für die Industrie – es gilt nur, sie auch zu erkennen; und da tun sich, man möchte es gar nicht glauben, einige Firmen in dieser Männerdomäne immer noch schwer, auch mal den Frauen zuzuhören. Risiken: Man muss den Markt gut kennen und offen für neue Ideen sein. Und vielleicht auch mal wieder einen Schritt zurückgehen und sich von außen betrachten.
Im Contessa Bike Team bist du lange ein etabliertes Mitglied. Seit einiger Zeit berichtest du auch im Rahmen der Episodes bei Scott Women. Welche Themen stehen hier noch auf dem Programm und was ist da noch alles geplant? Das Potential ist ja enorm!
Da gibt es ein schier unerschöpfliches Repertoire an Themen. Viele Themen gelten allerdings genauso für Männer. z.B. Angst. Sie geben es nur nicht zu! Lasst Euch überraschen was noch kommt….
Wie stehst du zu frauenspezifischen Produkten? Gut dass es sie gibt, aber stellst du auch fest, dass Frau teilweise auf Performance verzichten muss? Was fehlt noch am Markt? Vermisst du ein Produkt?
Gut dass es sie gibt, manchmal greife ich allerdings doch lieber auch zu einem Männerprodukt. Die Industrie unterschätzt manchmal den Willen der Frauen, Geld für Qualität ausgeben zu wollen. Performance ist noch nicht ausgereizt bei Frauenprodukten. Vermissen, na ja, es gibt immer noch zu wenig Klamotten, die Style, Qualität, Material und Farbe vereinen.

Wo ist dein Hot-Spot im Sommer und wo ist dein Hot-Spot im Winter? Wo sind Holger und du am liebsten unterwegs, wenn ihr nicht gerade ein Camp organisiert und durchführt?
Im Sommer-Bike & Beach, z.B. Ligurien liebe ich: Nach einem Megatrail ein Sprung ins Meer. Die Alpen: Selbst an einem heißen Sommertag ist es ein kühler Traum dort oben, die besten Trails in den Alpen gibt’s sicherlich im Ötztal.
Im Winter: Die Alpen sind das beste Revier zum Freeriden; ich mag den Arlberg, ganz besonders Lech, weil ich mich da sehr gut auskenne und es doch immer schaffe, frische Tracks zu ziehen, man muss nur die Reihenfolge beachten….mehr verrate ich da nicht, sonst verspurt es ihr mir…
Was steht dieses Jahr noch bei euch und den Rasenmähern auf dem Programm? Worauf dürfen wir uns freuen?
Mit Sicherheit kommt da noch eine neue Reisestory mit noch unbekannten Trails – und sehr freue ich mich auf das Bike & Yoga Trailcamp im Ötztal in Sölden.
Und zu guter Letzt: Was möchtest du noch loswerden?
Respekt! Gegenüber der Natur! Und einfach mal verschnaufen und um sich schauen.


Mehr Informationen zu Karen gibt es auch unter http://www.dierasenmaeher.de/
Zu den Episoden von Scott Women geht es hier entlang.
Weitere Interviews mit Persönlichkeiten aus der Outdoor Branche gibt es bei uns unter der Rubrik PEOPLE.