Vergangenes Wochenende fand das Cevedale Enduro Camp statt. Holger Meyer und Karen Eller von dierasenmäher haben jeweils ein Women Only und ein gemischtes Camp (welches dann aber zur reinen Männergruppe wurde) geleitet. Santa Caterina di Valfurva am Gavia Pass gehört wohl noch zu einem der letzten bislang weitgehend unbekannten Singletrailparadiesen der Alpen! Im netten kleinen Örtchen Santa Caterina in Italien liegt das Hotel Sport, das für uns den idealen Ausgangspunkt bietet, um das Trailparadies vor der Haustür zu erkunden.

Trailparadies am Fusse des Gaviapasses

Die Ankunft findet am Donnerstagabend statt. Jeder der Teilnehmer hat ausreichend Zeit bis 22 Uhr abends anzureisen und das Zimmer zu beziehen. Wir treffen uns für die Begrüssung und ein erstes Kennenlernen um 22 Uhr an der Hausbar im Hotel. Das sympatische Biker-Paar verbreitet von Beginn an die richtige Stimmung und erzählt uns, was die nächsten drei Tage auf uns wartet. Technische, anspruchsvolle Trails rund um Santa Caterina stehen auf dem Programm. Wurzeln, Spitzkehren, Absätze und schmale Pfade ebenfalls. Das Enduro Camp hat den klaren Fokus auf das Bergabfahren. Jedoch erfordert es dennoch unsere Kondition, da es immer wieder Gegenanstiege und Tragepassagen geben wird. Ein Shuttle und die Bergbahn werden jedoch die meisten Höhenmeter bergauf bewältigen, damit der Spass auf den Trails im Vordergrund steht. Die Mädels lassen sich im Rahmen des Women Camps in einer eigenständigen Gruppe von Karen wertvolle Tipps geben und die gemischte Gruppe (dieses Mal nur Männer) von Holger. Wir sind gespannt und voller Vorfreude auf den ersten Tag.

Hotel Sport Santa Caterina
Hotel Sport Santa Caterina (c) Outdoormind

Tag 1: Flowtrail

Den ersten Tag geht es morgens nach dem Frühstück, was für italienische Verhältnisse wirklich sehr gut ist, zum Aufwärmen auf ein freies Feld gegenüber vom Hotel. Karen zeigt uns, wie wir einen Bunny Hop meistern, um auf dem Trail Hindernisse zu überspringen. Bei einer fortgeschrittenen Gruppe wird dieses Thema aufgefrischt und noch mal geübt, denn im „Alltag“ geht das ja dann doch gerne mal unter. Die Muskeln sind warm und los geht es zum Shuttle. Die Bikes werden auf den praktischen Bike-Anhänger geladen und mit dem Defender geht es nun Richtung Rifugio Pizzini, auf 2706 m ü.d.M.. Für die erste gemeinsame Abfahrt ist geplant,  dass wir uns auf einem flowigen Trail einfahren. Zwischendurch macht sich Karen ein Bild von unserem Fahrniveau, um einschätzen zu können, wie sie die nächsten Tage gestaltet und ob das geplante Programm passt. Gleich auf dem ersten Trail entscheidet sie spontan, dass wir die gleiche Tour wie die Männer fahren, da die Mädelsgruppe sehr gut und homogen ist und sie uns das zutraut. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen.

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Mit dem Bike Shuttle geht es hinauf (c) Outdoormind
Enduro-Bike-Camp-Cevedale-Outdoormind
Für flowige Trails gehen wir auch durch das Wasser (c) Outdoormind
Agriturismo-Ables-Enduro-Bike-Camp-Cevedale-Outdoormind
Hier ist die Welt noch in Ordnung: Agriturismo Ables (c) Outdoormind
Lunch-Agriturismo-Ables-Enduro-Bike-Camp-Cevedale-Outdoormind
Lecker Lunch beim Agriturismo Ables (c) Outdoormind

Nach dem super Singletrail landen wir zum Lunch beim wunderschönen Agriturismo Ables. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein: Die Katzen liegen auf den Dächern der urigen Hütte, die Pferde und Ponys grasen friedlich nebenan und die Wirte servieren uns entspannt den wohl feinsten Käse der Region. Für diejenigen, die eine Portion Pasta möchten, ist natürlich auch gesorgt. Gestärkt geht es weiter, denn das anspruchsvollste Stück des Tages steht auf dem Programm. Erstmal gilt es allerdings noch das Bike über eine Wiese zu schieben, die durch das Regenwetter in den Tagen zuvor ordentlich verschlammt ist. Aber wir sehen es positiv, denn schliesslich wollen wir ja auf den Trail und gutes Workout ist das ja nebenbei. Oben angekommen freuen wir uns jetzt auf die Abfahrt. Beim Einstieg erahnen wir schon, dass es nicht easy wird: Ein verwinkelter Singletrail und rutschiger Waldboden liegt vor uns. Aber ein paar Schwünge später merken wir, dass der Trail super schön und technisch ist. Besonders bei den kniffligen Spitzkehren werden herausgefordert, aber so soll das sein. Der Trail führt uns schliesslich zurück nach Santa Caterina, von wo aus wir die Gondel nehmen, um vom Sunny Valley aus den letzten flowigen Trail mit ein paar kniffligen Passagen inklusive Flussüberquerung zurück nach Santa Caterina machen. Angekommen freuen sich die Bikes auf eine Bikewäsche und wir auf das Abendessen. Super erster Tag, top Mädelsgruppe und gutes Wetter. Wenn es so weitergeht kann ja nichts mehr schiefgehen.

Tag 2: Ups and Downs

Wir sind angefixt und freuen uns auf den zweiten Tag. Nach dem Frühstück geht es dieses Mal bereits eine Stunde früher auf das Shuttle. Wir haben einen langen Tag vor uns, den wohl längsten Tag der drei Tage (zumindest so geplant). Wir werden wieder zum Rifugio Pizzini gebracht. Dieses Mal geht es nicht bergab sondern erstmal ordentlich bergauf. Auf uns warten knackige 300 Höhenmeter Schiebe- und Tragepassage, die unsere Kondition fordern. Aber beide Gruppen sind sehr fit und meistern die erste Hürde des Tages mühelos. Oben angekommen werden wir mit einem atemberaubenden Blick belohnt: Traumhafte Kulisse auf 3000 m ü.d.M. auf dem Passo Zebru in das Val Zebru und auf der anderen Seite auf den Gletscher des Monte Cevedale.

Schnell noch umziehen, ein paar Bilder machen und weiter geht es. Wir müssen erstmal durch ein Schneefeld, um weiter über einen sehr steilen Hang mit losem Schotter „abzusteigen“. Diese Stelle ist sehr ausgesetzt und die Empfehlung von Karen und Holger hier das Bike zu tragen und die andere Hand am Drahtseil zu lassen befolgen wir sofort. Danach werden noch ein, zwei Flüsse und Brücken durchquert. Abenteuer pur würde ich die ersten 3 Stunden des Tages bezeichnen. Aber es geht noch weiter. Endlich wird der Trail fahrbar und wir freuen uns über flowige Passagen, technische Abschnitte und einen Ausblick in einer hochalpinen Kulisse, der so schnell nicht zu toppen ist.

Passo-Zebru-Enduro-Bike-Camp-Cevedale-Outdoormind
Passo Zebru (c) Outdoormind
Passo-Zebru-Enduro-Women-Bike-Camp-Cevedale-Outdoormind
Gipfelglück beim Bike Woman Enduro Camp Cevedale (c) Outdoormind
Schneefeld-Passo-Zebru-Outdoormind
Schneefeld am Passo Zebru (c) Outdoormind
Traumhafte-Trails-Enduro-Bike-Camp-Cevedale-Outdoormind
Trailparadies Cevedale (c) Outdoormind
Traumhafte-Aussicht-Enduro-Bike-Camp-Cevedale-Outdoormind
Traumhafte Aussicht (c) Outdoormind

Das Ziell ist Bormio, wo der Lunch auf uns wartet. Das Wetter hält besser als gedacht, denken wir noch. Doch der Schein trügt, wie wir circa 45 Minuten später erfahren dürfen. Da stehen wir nämlich unter einem Baum und warten, bis der starke Regen, der uns eingeholt hat, aufhört. Doch da können wir lange warten und so entschliessen wir uns Richtung nächster Hütte zu fahren. Auf dem Weg entscheiden wir uns dann aber doch für die direkte Weiterfahrt, da wir ja eh schon nass sind. Auf dem Weg kommen uns nicht nur Wassermassen von oben entgegen sondern auch die Natur zeigt sich von ihrer bedrohlichen Seite. So entwickelt sich innerst kürzerster Zeit ein kleiner Fluss zu einer Schlammlawine, die vermutlich Häuser mitgerissen hätte. Eine gewaltige Masse bewegt sich also unterhalb der Brücke, die wir eigentlich passieren wollen. Wir gehen auf Nummer sicher und betrachten das Geschehen erstmal, bevor Holger entscheidet, dass wir sie überqueren. Einen guten Guide macht aus, in derartigen Situationen ruhig zu bleiben und die richtige Entscheidung zu fällen. Karen und Holger haben das wirklich sehr souverän gemacht und wir haben uns sehr aufgehoben gefühlt. Die Entscheidung fiel danach jedenfalls auf die Abfahrt über die Strasse. Sicher ist sicher, auch wenn das eine einzige Wasserschlacht war inklusive 500 Höhenmeter zurück treten Richtung Hotel. Aber das muss man flexibel bleiben und es so sehen: Ist hier ebenfalls ein gutes Workout.
Die heisse Dusche danach ist bitter nötig! Der Hotelier Norberto Pedranzini weiss „wie es um uns steht“ und organisiert gleich mal Pasta Bolognese für alle. Was für eine Wohltat. :)
Als Alternativprogramm für die restlichen 2 Stunden des Nachmittages fahren wir spontan nach Bormio, eine nette Stadt mit typischen italienischen Läden, super Eis und Bars. Abends lächelt uns die Sonne wieder an, als wäre nichts gewesen.

Tag 3: Finale in Cevedale

Wir spüren unsere Beine und unseren Rücken. Die Tragepassagen vom Vortag haben Spuren hinterlassen. Aber das hält uns nicht von unserer letzten Tour ab. Mit dem Shuttle geht dieses Mal hoch hinauf zum Rifugio Branca. Die spektakuläre Auffahrt mit dem Defender lässt unseren Atem stocken und kurz die Hand vor das Gesicht halten. Ziemlich steil und rechts noch steiler abfallend geht es nach oben. Besser nicht hinsehen. Oder doch, denn es geht ja. Dass die Auffahrt mit einem Shuttle so spannend sein kann war uns auch noch nicht bewusst.

Oben angekommen wärmen wir uns auf. Wir haben heute zwei Trails eingeplant: Zum Einen die „Branca Trails“ und zum anderen einen langen Trail vom Gaviapass aus, der uns zurück Richtung Santa Caterina führt. Nun beginnt der Spass: Eine Abfolge alpiner Trails führt uns ins Val Forni. Zwischendrin gibt es immer wieder Schiebe- und Tragepassagen, aber die lohnen sich! Absolutes Highlight ist mal wieder die Naturkulisse und die Hängebrücken, über die es mit dem Bike zu balancieren gilt. Wir landen wieder in Santa Caterina und nehmen die Gondel hinauf zum Sunny Valley, wo wir mit einem superleckeren Mittagessen belohnt werden. Der Wirt Beppe ist äusserst gastfreundlich und schafft sämtliche Spezialitäten von Käse, Wurst, Pizokel und Nusstorte auf den Tisch. Der passende Vino darf natürlich auch nicht fehlen. Hallo, wir müssen noch fahren. Aber ein Glas geht schon. Die Portion ist ordentlich, aber wir brauchen wieder Energie, denn es geht nach einer kurzen und rasanten Abfahrt die Passstrasse hinauf zum Gavia Pass. Das ist ja eigentlich nicht so meins, aber ich bereue keinen Höhenmeter hoch! Der Trail im Anschluss war einfach ein Traum. Super flowig und lang, teilweise mit bissigen Gegenanstiegen und technischen Kniffligkeiten. Nach diesem perfekten Finale landen wir erschöpft aber mega happy zurück im Hotel. Nach der Bikewäsche, Dusche und Packen verabschieden wir uns und düsen alle wieder nach Hause.

Mädels ihr seid super! Es waren wirklich 3 geniale Tage auf einem wirklich gutem Niveau. Wir nehmen dank der Tipps von Karen alle etwas für uns mit.

Hike-for-trails-Enduro-Bike-Camp-Cevedale-Outdoormind
Hike for trails (c) Outdoormind
Sunny-Valley-Enduro-Bike-Camp-Cevedale-Outdoormind
Sunny Valley (c) Outdoormind
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Keep calm and pony up (c) Outdoormind

Das Outdoormind Team kommt sicher noch mal wieder, denn es gibt in dieser Region so viel auf dem Bike zu erkunden! Und im Hotel Sport in Santa Caterina sind wir bestens aufgehoben, denn das bietet alles, was das Bikerherz sich wünschen kann: Waschplatz, Abstellraum, Bikewäsche-Service, Trockenraum, Sportleressen, ein gutes Preis-Leistungsangebot und Noberto kennt alle Trails. Zu den Packages geht es hier entlang.

Natürlich sind Karen und Holger auch nicht das letzte Mal hier gewesen. Die Termine für das nächste Jahr stehen noch nicht fest, aber ihr könnt jederzeit schon mal hier einen Platz reservieren. Wer seine Fahrtechnik gerne verbessern möchte, Tragepassagen und technischen Trails nicht scheut und die lombardischen Trails kennenlernen möchte ist beim Cevedale Enduro Camp richtig. Die reinen Women Camps kann ich auch sehr empfehlen. Es ist ein ganz anderer Spirit mal nur unter Frauen beim biken zu sein. Die Dynamik ist unbeschreiblich. Aber überzeugt euch selbst! Alle Women Camps von Karen Eller auf einen Blick gibt es unter https://dierasenmaeher.de/kategorie_women.shtml