Einen Tag in den Bergen beim Wandern zu verbringen – ein Genuss. Was aber, wenn man 24 Stunden lang durchhalten soll? Kathi von Outdoormind hat sich dieser Herausforderung im Spessart-Mainland gestellt.
Rund 1800 Fans wollten beim Kult-Wanderevent „24 Stunden von Bayern“ am vergangenen Wochenende dabei sein. Aber nur 444 Wanderer dürfen bei der 7. Ausgabe durch den bayerischen Spessart erobern. Der hat nämlich durchaus mehr zu bieten, als die Autobahnraststätte an der A3.
24 Stunden von Bayern
Was macht dieses Event so einzigartig?
Entlang der Strecke gibt es bei speziellen Stationen jede Menge zu entdecken, sei es Geschichtliches, Kulinarisches aus der Region, Brauchtum oder Natur. Verpflegungsstationen sorgen für den nötigen Wasser- und Kalorien-Nachschub. Zur 37,6 km langen Tagesstrecke konnte optional noch die 12,1km lange Fitnessstrecke namens „Wildsaurunde“ angehängt werden. Mit einem Schnitt von 5 km/h würde man für die 37,6km ohne Pausen 7,5 Stunden brauchen. Die Nachtstrecke zählte nochmals 36,6 km, mit einer Zusatzerweiterung (10,4 km), der Frühtaustrecke.
Zum Start morgens um 8 wurden Böllerschüsse abgefeuert – das Wetter war gar nicht mal so schlecht. Es schüttete wie aus Kübeln. Aber es hagelte nicht. Mir persönlich ist Regen lieber als eine Hitzeschlacht. Und ab Mittag zeigte sich ja das Wetter wieder von seiner Sonnenseite.
Super angenehm: größtenteils weicher Waldboden, Schotter- oder Kieswege und wenig Asphalt. Allerdings hatte ich manchmal den Eindruck, die Strecken bzw. der Abstand zwischen den Stationen wurden in Luftlinie ausgemessen. Oder ein Kilometer fühlt sich am Ende wie 5 an…
Wie bereitet man sich auf sowas vor? Mit Tageswanderungen? Dafür blieb mir leider keine Zeit. Außer ein paar kleineren Anstiegen sollten aber auch keine Schwierigkeiten auftauchen. Der höchste Punkt, die Geishöhe, ist mit gerade mal 518 m für in den Bergen aufgewachsene wie mich eher ein Hügel als alles andere. Deswegen fand ich es auch höchst amüsant, den Ausblick auf das „tolle Bergpanorama“ zu genießen. Berge habe ich nicht gesehen, aber ein durchaus schönes, hügeliges Panorama. Aber auch leichte Hügel können zu Fieslingen werden, wenn man schon ein paar Stunden unterwegs ist…




Hätte ich das Roadbook, das jeder Teilnehmer bekommt, gelesen und mir nicht nur die Strecken angeschaut, wäre mir aufgefallen, dass es einen Busfahrplan gab. Für alle, die zwischendurch eine oder mehrere Stationen fahren möchten. Spätestens jetzt wundere ich mich nicht mehr, das mich ältere Ehepaare und Pensionisten oft mit einem fliegenden Stechschritt überholten, der fast schon an langsames Laufen erinnerte. So knackt man den ganzen Weg also. Natürlich bin ich aber nicht Bus gefahren, sondern habe die komplette Tagesetappe inklusive der Wildsaurunde zurückgelegt.
Nach 8 Stunden machte sich komischerweise noch keine Müdigkeit bemerkbar, aber ein leichtes Brennen an den Fußsohlen. Abends um halb 7, bei der Pause zwischen Tages- und Nachtstrecke, konnte ich dann schon mehrere Blasen in voller Pracht bewundern. Nicht gut. Aber nach einer halben Stunde im eiskalten Bach, gepolsterten Pflastern und einer ganzen Menge Tape war der Ehrgeiz wieder geweckt. Ein Outfit- und Schuhwechsel später ginge für mich dann relativ spät, gegen 8 Uhr, auf die Nachtstrecke. Den Sonnenuntergang erlebte ich im Wald und nicht am dafür vorgesehenen Aussichtspunkt – aber die blutroten Strahlen zwischen den Nadelbäumen waren für mich ein viel schöneres Erlebnis. Auch wenn die Füße nach weiteren 2 Stunden schon merkbar schmerzten, der Abendhimmel in Pink und Lila sorgte für gute Laune und die nötige Ablenkung.




Diese änderte sich aber schlagartig, als meine Stirnlampe nicht funktionierte. Und im stockdunkeln Wald wäre das doch von Vorteil. Es waren zwar viele Glühwürmchen unterwegs, aber eben nicht genug. Zum Glück konnte mein Wander-Abschnittspartner Wolfi aus Wien mit neuen Batterien aushelfen. Vor lauter Freude hab ich die Lampe dann direkt noch aus der Verankerung gerissen und durfte sie dann für den Rest der Zeit in der Hand tragen.
Aber das war das kleinste Problem. Trotz Euphorie machten sich die entstandenen Blasen leider nach 16 Stunden so richtig bemerkbar. Ein normales Gehen war nicht nur extrem schmerzhaft, sondern wurde zur Qual. Kurz nach Mitternacht musste ich dann leider den Zonk (SOS Anruf) ziehen, da ein Auftreten überhaupt nicht mehr möglich war. Besonders bitter, da ich super gerne weitergelaufen wäre und keinerlei Konditions- oder Müdigkeitsprobleme hatte. Bei der Abholung durch die Feuerwehr wurde dann aber auch das Ausmaß sichtbar – echt kein schöner Anblick. Aber der Blick auf meinen Tracker entschädigte mich doch etwas: 68,61 km – darauf bin ich stolz!
Nächstes Jahr gehts übrigens ins Karwendelgebirge. Dank der perfekten Organisation und dem Spaß, denke ich tatsächlich jetzt schon darüber nach, wie ich nächstes Jahr alles rausholen und die Strecke beenden kann. Ich habe im wahrsten Sinne des Wortes Blut geleckt…
Ein Danke geht an Bayern Tourismus für die Unterstützung und Hanwag – Kathi von Outdoormind wurde mit dem „Belorado Low Lady GTX“ ausgestattet. Goretex hält die Füße auch bei strömenden Regen trocken, die Vibram-Sohle sorgt für sicheren Tritt.
Weitere Informationen zu 24 Stunden von Bayern gibt es hier.