Dass es in den Seealpen vor genialen Trails wimmelt, liegt auf der Hand: weltbekannte Athleten wie Nicolas Vouilloz, Fabien Barel und Lois Vergier sind hier zuhause und 2016 wurde die erste EWS in Valberg abgehalten. Südfrankreich steht daher schon länger ganz oben auf unserer Bike Bucket List. Was könnte sich daher besser eignen, als die „Alpes Maritimes“ zu erkunden?
Gemeinsam mit YellowTRAVEL begeben wir uns auf einen 6-tägigen Trip, um die Singletrail-Highlights im Hinterland der Côte d’Azur zu entdecken. Denn das Hinterland der französischen Riviera zwischen Cannes und Monaco hat die Crème de la Crème an Trails im Mittelmeerraum zu bieten. Und um möglichst viele Abfahrtsmeter auf den lohnendsten Trails zu hinterlegen, wird bei diesem Angebot geshuttlet, was das Zeug hält. Spätestens da wurden wir hellhörig und können es nun kaum erwarten, YellowTravel, die Region und natürlich die Trails kennenzulernen.
Wer oder was ist eigentlich YellowTRAVEL?
Kurz gesagt: Sie lieben das Leben in der Natur, abseits von Trubel und dem Üblichen. Daher kommt auch ihre Mission, die sie sich auf den Hut geschrieben haben: WE GUIDE OFF THE BEATEN TRAIL. Und das heisst so viel wie: Da, wo man sonst nicht ohne viel Aufwand hinkommt und da, wo die meisten GPS-Tracks versagen, aber vor allem da, wo man auf Logistik angewiesen ist. Das Angebot erstreckt sich im Winter vom Skitourengehen in den Abruzzen, Marokko und den Dolomiten bis hin zum Biken in Lofoten. Wir sind bei YellowTRAVEL definitiv richtig. Mehr dazu lest ihr in unserem Interview mit YellowTRAVEL.
Ankunftstag in Nizza
In knapp 6.5 Stunden erreichen wir von Zürich aus die beliebte Hafenstadt im Südosten von Frankreich. Es ist lohnenswert einen Tag vorher anzureisen, um die Hauptstadt der Côte d’Azur zu besuchen. Wir geniessen das milde Klima und stimmen uns bei einem Gläschen Rosé schon mal auf die bevorstehenden Tage ein.


Nach einer Nacht in einem umliegenden Airbnb treffen wir uns mit der Gruppe, unserem Guide Greg und Christof von YellowTravel. Wir werden freundlich von Christof, dem sympathischen Österreicher begrüsst und stellen uns gegenseitig vor. Christof und die anderen Teilnehmer sind gemeinsam am Tag zuvor direkt aus Innsbruck angereist. Dieses Angebot ist sehr attraktiv für die Teilnehmer, denn schon ab der Anfahrt muss man sich quasi um nichts mehr kümmern. Ausser die Trails geniessen und natürlich jede Menge Spass haben.

Unser Auto parken wir sicher an einem kostenlosen Parkplatz in Nizza und laden unsere Bikes direkt auf den Shuttle. Die Bags verstauen wir im Kofferraum und los geht es. Wir sind bereits in voller Montur und für jede Schandtat bereit. Vorher müssen wir aber noch zwei Stunden mit dem Van zurücklegen, die jedoch im Fluge vergehen. Vorbei an romantischen Dörfchen, Viadukten und die Gorges de Cians Schlucht, bei der wir aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Denn plötzlich öffnet sich zur rechten Hand eine massive Schlucht inmitten einer phänomenalen bunten Landschaft. Nicht umsonst gehört diese Schluchtstrecke zu den schönsten in den Seealpen, denn durch die besondere Färbung wird der Canyon noch spannender.

Warm-up auf den EWS Trails
Wir starten in der Nähe von Saint–Brès für unsere erste Abfahrt des Tages. Greg kennt die Region aus dem Effeff. Wach werden wir jedenfalls auf der ersten Stage vom EWS Rennen Valberg-Guillaumes aus dem letzten Jahr. Technische Abschnitte rufen kurz den „Aha-Effekt“ hervor. Aber alles fahrbar, zeigt uns zumindest Greg. Wir wollen mal nichts überstürzen, denn es ist ja erst Tag eins. Ansonsten sind einige geniale Passagen mit dabei und am Ende treffen wir mit lächelnden Gesichtern Christof an, der bereits für den nächsten Uphill-Shuttle bereit steht.





Picknick mit Bergpanorama
Da wir schon einige Zeit unterwegs sind und die Mittagszeit bereits angebrochen ist, entscheiden wir uns für ein Mittagessen in alpiner Kulisse. Was könnte sich besser dafür eignen, als beim Col des Champs auf 2087 m Höhe? Das Picknick geniesst sich bei so einer Aussicht doch gleich noch besser. Am Vormittag kümmert sich Christof jeweils um den Einkauf, denn er ist nicht nur der Organisator der Reise, sondern auch unser Fahrer für die Tage. Für Brot, Tomaten, Käse, Wurst und Obst ist ausreichend gesorgt. Wir finden ein Picknick toll, denn bei 30 Grad mögen wir nicht gross einkehren und eine Pause in spezieller Kulisse ist doch was Besonderes.

Gestärkt geht es weiter auf einem alpinen Trail, ähnlich wie wir es zum Beispiel aus der Schweiz kennen. Schon jetzt sind wir erstaunt, wie stark die Landschaft variiert und die Trails sich voneinander unterscheiden. Die schnelle Abfahrt über die Wiese mit einigen Steinen fordert unseren ersten Platten des Tages. Und es soll nicht der letzte der Woche gewesen sein. ;)

Christof ist aber schlau und hat gewartet. Schneller geht es mit der Standpumpe aus dem Van und weiter geht es. Wir schlängeln uns auf dem Wiesentrail entlang, bis wir im Pinienwald landen und vor lauter Spitzkehren den Trail nicht mehr sehen. Spitzkehren gibt es so einige in dieser Region, wie wir in den nächsten Tagen feststellen.
Juhuuu! Wir wollen mehr und ahnen nicht, dass die grossen Highlights noch bevor stehen.
Grey Earth
Freudig verkündigen Greg und Christof, dass wir nun zur „Grey Earth“ fahren. Die Bilder haben wir noch im Kopf vom EWS Rennen aus Valberg-Guillaumes. 307 Tiefenmeter auf grauer Erde mit Spassgarantie stehen uns bevor. Direkt am Start gibt es ein paar Sprünge, dann wird der Trail staubiger und der Untergrund lose. Die Kulisse ähnelt einer Mondlandschaft. Tiefe Wasserrinnen lassen den Trail fast wie ein Labyrinth erscheinen, aber dank Greg finden wir den richtigen Weg. Was für ein Spass! Da kann man einfach nicht genug von bekommen.


Nach einem ersten genialen Tag huschen wir noch vor einem Regenschauer trockenen Fusses in den Van. Für die Bikes gibt es eine kleine Dusche, aber das kann ja nicht schaden.
Erster Halt: Valberg
Die nächsten zwei Nächte bleiben wir im liebenswerten Ort Valberg. Unsere Bikes finden einen sicheren Platz im Hotel und das After Bike Bier steht auch schon bereit. Bei einem leckeren Abendessen lassen wir den ersten Tag Revue passieren.


Regenbogen Trails in den Seealpen
8.000 Kilometer Trails liegen uns vor den Füssen. Und wir haben nur 6 Tage Zeit. Was für ein gigantisches Terrain die Seealpen sind, wird uns jetzt erst bewusst.



Gestärkt geht es nach dem Frühstück los zu einer der wenigen Uphill-Passagen der Woche. Von Valberg aus fahren wir am Lac du Sénateur vorbei, erst über einen breiten Bergweg, der dann in einen Singletrail mündet. An Schafherden, die von den Pyrenäenberghunden bewacht werden, müssen wir auch vorbei. Die Hunde sind gross und sehen mit ihrem weissen Fell ziemlich kuschelig aus, doch sie sind alles andere als ein klassischer Familienhund. Von dem her: absteigen und an der Schafherde vorbei schieben. Sobald wir sicher sind, können wir wieder auf die Bikes steigen und treten einen langen Singletrail bis zu unserem höchsten Punkt hinauf.

Ein Höhepunkt der Woche steht uns nun bevor: Ein Trail, der seinen Namen zurecht trägt: „Life on Mars“. 705 Tiefenmeter geht es über anspruchsvolle Passagen aus einer Mischung von Felsen und rotem Sand hinab. Ein Teil dieses Trails war auch bei der diesjährigen Trans Provence inkludiert.






Wir münden in einer endlos scheinenden und flowigen off-camber Traverse. Was für ein genialer Trail!! Als wäre er für Biker gemacht. Knapp 4 Stunden später sind wir zurück beim Van. Müde aber happy und immer noch geflasht. Sind wir wirklich in Südfrankreich?
Von Limestone bis Granit, von grau bis rot…Definitiv Regenbogen Trails!
Nach einem Lunch-Break gibt es noch ein paar Trail-Runs rund um den Col de la Couille. Greg führt uns zu einem Trail, der nahezu nur aus Wiese und softem Untergrund besteht, wie auf einem Golfplatz! Zum Abschluss fahren wir einen der besten und schnellsten Trails der Woche. Was für ein Tag! Das Bier haben wir uns heute verdient, nach knapp 40 Kilometern, 600 Höhenmetern und 2.500 Tiefenmetern.

Roubion, meine Perle
Neuer Tag, neue Trails! Der erste Trail des Tages schlängelt sich flowig durch den Wald, bis wir im kleinen Dörfchen Beuil enden. Christof bringt uns mit dem Van zum Col de La Couillole auf 1.678 m Höhe und dann düsen wir einen genialen Trail hinab mit Zwischenstopp im malerischen Roubion.
Roubion, schon mal gehört? Ja, das Juliana Bike wurde danach benannt. Aber nicht nur deswegen ist die Gemeinde und das Bergdorf Roubion bekannt. Denn Roubion ist ein Ort voller Geschichte, von mehr als zweitausend Jahre. Roubion ist ebenfalls bekannt für das Skigebiet und den kleinen Bikepark. Wir bestaunen den Ort, der malerisch in den Bergen zwischen den Felsen thront.


Technisch geht es weiter mit steilen und anspruchsvollen Spitzkehren. Fuss raus oder Bike umsetzen lautet die Devise. Christof wartet bereits an der Strasse auf uns und bringt uns nach einem Picknick am Fluss Le Var wieder in die luftige Höhe. Auf 2000 Meter unterhalb vom Mont Pépoiri laden wir unsere Bikes ab und machen uns ready für eine lange Abfahrt. Nach den Trails auf waldigem Boden folgt nun ein alpiner Trail mit vielen Steinen. Durch das Geröll kommen wir nur mit Speed. Eigentlich kennt man das ja aus der Schweiz und alpines Terrain ist für uns nichts Neues. Dennoch ist es extrem ungewohnt, wenn man knapp 1.000 Tiefenmeter auf so einem Untergrund unterwegs ist. Das fordert mentale Stärke und Balance auf dem Bike. Wer bremst verliert, so viel sei gesagt. :) Nach ein paar Minuten haben wir uns aber daran gewöhnt und geniessen es regelrecht, über die Steine zu gleiten. Wir rollen direkt auf ein nettes Café zu, in dem Bergdorf namens Saint-Dalmas.


Einen Kaffee später begeben wir uns auf die gegenüberliegende Bergseite zum finalen Run des Tages. Es geht vom Pass La Colmiane nach Saint-Martin-Vésubie.
Abkühlung gibt es im Pool
Unser Hotel liegt in Roquebillière und hat sogar einen Pool!! JUHU! Wir sind begeistert und es ist klar, was wir als Erstes machen, denn nach einem langen Tag auf dem Bike, bei über 30 Grad, gibt es nichts Besseres. Unser Dinner nehmen wir anschliessend auf der Terrasse des Hotels ein. Mit Pastis, dem typisch französischen Schnaps, und guten Gesprächen lassen wir den Abend ausklingen.
Ab nach Sospel
Morgenstund hat Gold im Mund… Okay, wir spüren die letzten Tage ja schon ein wenig, das geben wir zu. Aber die Motivation ist da, wie am ersten Tag. Da jeder Trail und Tag bisher immer wieder anders und überraschend war, können wir immer noch nicht genug bekommen.
Nach einem energiereichen Frühstück bringt uns Christof mit dem Shuttle über eine enge Bergstrasse hinauf zum Start kurz vor Saint-Grat. Was für eine unbeschreibliche Bergwelt! Die markanten Berge des Parc national du Mercantour strahlen uns an. Einladend sieht es in jedem Fall aus, aber für uns heisst es in die andere Richtung und 20 Minuten einen kleinen Uphill zu bewältigen, bis wir in unseren ersten Trail des Tages einsteigen. Dieser alpine technische Trail schlängelt sich über Schieferplatten hinab ins Tal. Wieder ein völlig anderes Gelände, als die Tage zuvor. Es ist sehr rutschig, aber macht extrem Spass, da wir quasi den Trail runter „sliden“.




Lunch machen wir in L`Authion bis es zum nächsten Trail direkt am Col de Turini geht. Dieser flowige Trail führt uns am Wald entlang, up and down. Der letzte laubbedeckte Trail durch den Wald ist tricky, da man natürlich nie weiss, was sich so unter dem Laub versteckt. Endlos lang scheint sich der Trail hinab zu schlängeln. WOW, das war genial!

Unterschiedlicher könnten die Trails mal wieder nicht sein. Christof bringt uns nach Sospel, wo wir uns erst einmal einen Kaffee im Schatten gönnen. Von Sospel haben wir schon viel gehört und sind gespannt auf die Trails. Wir haben nicht allzu viel Zeit, daher fokussieren wir uns auf ein Highlight in Sospel: den Downhill Track. Und der ist der Hammer! Fast nur auf Felsen geht es hinab, am Ende gibt es noch ein paar Anlieger und Tables zur Vollendung eines perfekten Trails. Eine kleine Runde im Bikepark hat ja noch nie geschadet. Perfekter Ausklang für den Tag!

Auberge du Col de Brouis
Unser letzter Tag steht vor der Tür. Wir checken ein in der Auberge du Col de Brouis, einer super nette Unterkunft auf 879 Meter mit einem herrlichen Panorama. Den Aperitif und das leckere Dinner nehmen wir draussen ein.

Müde aber happy fallen wir in das gemütliche Bett und werden morgens von der Sonne geweckt. Heute wird es noch wärmer als die Tage zuvor. Greg warnt uns schon vor, dass wir heute etwas mehr der Sonne ausgesetzt sein werden, als in den letzten Tagen. Viel Wasser mitnehmen und kalte Gedanken machen. ;)
Zum Schluss gibt es natürlich noch eine Krönung – was sonst. Wir werden heute über einen Trail in Italien landen und dann Richtung Meer fahren. Wir starten mit einem kleinen Uphill. Schnell haben wir einen grandiosen Blick über das Roya Tal vor uns.

Die Trails erinnern uns stark an Ligurien: Viele Pinien, ein bisschen Schotter und viele Felsen. Schliesslich landen wir im italienischen Ort Olivetta San Michele. Christof hat die Gunst der Stunde genutzt und schlürft einen Espresso, während er uns von weitem beobachtet.



Klimaanlage bitte einmal an!
Zurück geht es über die „Grenze“ nach Frankreich. Greg führt uns über Trails nach Luceram und dann machen wir eine Pause oberhalb von Peille, der Geburtsstätte von Mountainbike-Profi Fabien Barel.

Trail mit Meerblick
Nach einem Lunch im Schatten geht es mittels kurzer Hike-a-Bike zum nächsten Traileinstieg. Wir fahren ein paar technischen Trails rund um Peille, das auch unser Ziel vom letzten Trail ist. Es gibt noch eine Vielzahl an weiteren Trails, aber unsere Zeit reicht leider nicht. Daher fahren wir nun Richtung Meer für unseren finalen Trail von dieser Woche. Ein Gruppenfoto gibt es beim La Tête De Chien.

Zwischen zwei Felsen balancieren zwei Slackliner. Die haben Nerven! Jedenfalls bestaunen wir sie und den Blick auf Monaco. WOW!!

Last but not least geht es auf eine ehemalige Downhillstrecke mit etlichen Spitzkehren und losen Steinen. Bei dem Meerblick fällt es schwer, die Augen auf den Trail zu richten. Schneller als wir sehen und denken können, sind wir auch schon unten.


YEAH!! Was für eine geniale Woche! Knapp 13.000 Tiefenmeter haben wir getrackt. Wir schlagen ein und sind happy. Aber ist es wirklich schon vorbei? Die Zeit ist geflogen, aber wir nehmen viele tolle Erlebnisse mit und sind begeistert von der Varietät der vielen Trails in den Seealpen. Unterschiedlicher könnte die Vegetation nicht sein: von einem Pass mit alpinem Gelände bis hin zu roter Erde, grauer Erde und den Pinienwäldern.
Fazit Biken in den Alpes Maritimes
Wozu in die Ferne reisen, wenn man fast jede Varietät an Trails in der Nähe hat? Dass sich viele auf die „Rainbow Trails“ in den Seealpen berufen, liegt auf der Hand. So eine Vielfalt an Terrain und Trail Möglichkeiten gibt es wohl kaum woanders. Das macht diese Region zum einmaligen Spot. Dazu trifft man unterwegs kaum Biker. Heisst, Christof hat seine Mission erfüllt. Denn ohne ihn wären wir natürlich niemals dort gelandet und ohne Guide hätten wir die Trails nie gefunden.

Definitiv ein Must-Do! Aber Logistik sollte man hier definitiv nicht unterschätzen, daher macht es Sinn mit einem Anbieter, wie YellowTravel unterwegs zu sein.
Angebot Trans Alpes Martimes
Wenn ihr Interesse habt, schaut mal auf ihrer Webseite vorbei: http://www.yellowtravel.net. Dort findet ihr sämtliche Angebote für Sommer und Winter. Die Trans Alpes Maritimes können wir jedenfalls wärmstens empfehlen.
Merci an für das Guiding und die Organisation!